Ein Mann fur alle Lagen

10. KAPITEL


Der Rest des Urlaubs verging für Kate wie in einem angenehmen Rausch. Die Vormittage verbrachte sie mit Jake auf dem See, nachmittags spielte sie mit Penny Tennis, und abends arbeitete sie in der Bar. Nachts schlief sie bei Jake, und sie liebten sich so leidenschaftlich, dass Kate vergaß, dass es außer ihnen noch andere Menschen auf der Welt gab. Hin und wieder kam ihr der Gedanke an die Abreise, doch sie verdrängte ihn energisch. Bis Samstag war noch viel Zeit.

Eines Tages rief Jessie an. „Bist du schon verlobt?“ begrüßte sie Kate.

„Nein, und daraus wird auch nichts“, erwiderte Kate. „Ich bin in einen Mann verliebt, der nichts mehr vom Heiraten hält.“

„Nach einem Reinfall mit einer Staatsanwältin ist Jake allergisch gegen Heiraten? Da hatte ich ihn mir aber klüger vorgestellt.“

„Woher wusstest du, dass es Jake ist?“

„Ach, bitte.“ Jessie klang gekränkt. „Das war doch offensichtlich. Wenn du mit einem Mann im Boot Bier trinkst, steckt doch mehr dahinter. Erfüllt er denn alle Anforderungen?“

„Was für Anforderungen?“

„Na, du weißt schon. Humorvoll, gleiches Recht für Frauen, toll im Bett. Liebt er dich bis zum Wahnsinn?“

Einen Moment dachte Kate überrascht nach. „Ja“, sagte sie langsam. „Das tut er. Da bin ich sicher.“

„Gut“, antwortete Jessie. „Dann kannst du ihn also beruhigt heiraten.“

„Das glaube ich nicht. Jake wird nie wieder heiraten.“

„Du wirst schon einen Weg finden.“ Jessie klang da sehr sicher. „Womit soll ich eure Hochzeitstorte dekorieren?“

„Mit einem Fisch.“ Jessies Optimismus heiterte Kate auf. „Und mit einem Ruderboot.“

„Alles klar“, sagte Jessie. „Ich fange gleich mit den Entwürfen an.“

Am Donnerstagnachmittag hielt Kate Pennys Hand, während Penny Allan anrief und ihre Verlobung löste.

„Habe ich das Richtige getan?“ fragte Penny weinend, als sie auflegte.

„Sprich mit Mark darüber“, schlug Kate vor. „Sag ihm, dass du deine Verlobung gelöst hast, weil du ihn bis ans Ende deines Lebens lieben wirst.“

„In Ordnung, aber ich glaube auch jetzt schon, dass es richtig war. Allan war wirklich widerlich am Telefon. Ich würde ihn sowieso nicht mehr heiraten wollen.“

„Komm jetzt“, sagte Kate. „Ich begleite dich.“

Als sie die Hotelbar betraten, ging Penny direkt zu Mark an den Tresen, während Kate abwartend beim Eingang stehen blieb. Schmunzelnd beobachtete sie, wie Mark, nachdem Penny ihm etwas gesagt hatte, über den Tresen sprang und sie in die Arme nahm. Mehr bekam Kate jedoch nicht mit, denn jemand zupfte sie am Ärmel.

„Ich habe Sie überall gesucht“, erklärte Valerie. „Ich muss unbedingt mit Ihnen reden. Wir werden uns in Zukunft noch öfter sehen. Ich bin ja so froh, dass Jake endlich jemanden gefunden hat.“

„Wie bitte?“ fragte Kate irritiert. „Ich verstehe nicht.“

„Seien Sie nicht so schüchtern. Es hat sich längst herumgesprochen, dass Sie mit Jake zusammen sind.“

„Na prima“, bemerkte Kate halb grimmig, halb amüsiert.

„Also sind wir zwei Paare“, fuhr Valerie fort. „Ich weiß, dass Sie und Jake noch keinen Termin vereinbart haben, aber Will und ich werden sehr bald heiraten.“

Kate blickte rasch zu Will, der hinter dem Empfangsschalter saß. „Valerie, haben Sie mit Will darüber gesprochen?“

„In gewisser Weise, ja.“

„Ich meine, ob er gesagt hat, dass er Sie heiraten will“, stellte Kate klar.

Valerie schüttelte den Kopf. „Will und Jake sind ziemlich stur.“ Sie lächelte, als Kate nickte. „Aber wenn wir es geschickt anstellen, heißen wir beide bald Templeton.“

Kate war angewidert. Valerie hatte nicht mit Will gesprochen, aber schließlich hatte sie selbst auch noch nicht mit Jake geredet. Er kam gerade durch die Eingangshalle. Ich bin nicht besser als Valerie, dachte sie. Damit muss Schluss sein.

„Ich habe die Bestelllisten für Nancy“, sagte Jake, als er sie erreicht hatte. „Wollen wir sie jetzt durchgehen oder heute Abend?“

„Heute Abend.“ Kate atmete tief durch. „Ich muss mit dir sprechen.“

„Wieso?“ fragte Jake misstrauisch.

Valerie zwinkerte Kate verschwörerisch zu. „Denken Sie an meine Worte.“ Damit ging sie zu Will.

„Sag bloß nicht, dass du etwas mit Valerie zusammen planst“, meinte Jake.

„Nein, es geht um unsere Beziehung.“

Aufstöhnend trat Jake einen Schritt zurück. „Ich hasse dieses Wort.“ Nach kurzem Zögern umfasste er Kate an der Schulter. „Dies ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt, um über uns zu reden.“

„Wo und wann sonst?“ hakte Kate nach.

„Später“, wich Jake aus. „Irgendwo anders.“

„Ich fahre übermorgen wieder nach Hause“, erinnerte sie ihn.

Jake hob abrupt den Kopf. „Am Samstag?“

Kate nickte. „Bis mittags muss ich das Apartment geräumt haben.“

Jake wirkte erleichtert. „Wenn das alles ist … Du kannst bei mir wohnen.“

Eindringlich blickte sie ihn an. „Ich habe einen Beruf, eine Karriere. Ich kann hier nicht für immer deine Geliebte spielen.“

„Geht es darum?“ fragte Jake. „Du willst etwas Dauerhaftes?“

Einen Augenblick zögerte Kate, dann atmete sie tief durch. „Ja.“

„Oh“, brachte Jake nur heraus.

„Vielen Dank.“ Kate wandte sich ab. „Damit wird mir einiges klar.“

„Nein, das wird es nicht“ Jake hielt sie fest. „Jetzt lauf doch nicht gleich weg. Gib mir Zeit zum Nachdenken.“

„Hattest du nicht genug Zeit zum Nachdenken?“ entgegnete Kate und ließ ihrem Zorn freien Lauf. „Ist dir in der vergangenen Woche nicht einmal der Gedanke gekommen, dass ich irgendwann wieder abfahren muss?“

„Doch“, gab Jake zu, „aber ich habe ihn beiseite geschoben.“

Wortlos wandte Kate sich ab und verschwand hinter der nächsten Tür, die sich ihr bot. Es war Wills Büro.

Jake ging ihr nach und achtete nicht auf Will, der wissen wollte, was überhaupt vor sich ging. Will erkannte, dass seine Gegenwart nicht erwünscht war, und verließ diskret den Raum.

Kate stand vor dem Schreibtisch und bemühte sich vergeblich, nach außen hin gelassen zu bleiben.

„Ich will nicht feige sein, indem ich weglaufe“, erklärte Jake.

„Vielleicht wäre es für dich das Beste“, warnte Kate ihn und drehte sich zu ihm um. Dann konnte sie sich nicht länger beherrschen. „Du hast mir deutlich gesagt, dass du keine Frauen magst, die nicht offen sagen, was sie denken und wollen. Aber wenn ich etwas offen anspreche, versuchst du, dem Thema auszuweichen.“

„Ich weiß“, erwiderte Jake. „Habe ich dir nie gesagt, dass ich nicht perfekt bin? Außerdem hast du mich überrumpelt.“ Er streckte die Arme aus. „Komm her, ich will es wieder gutmachen.“

„So nicht.“ Kate wich ihm aus, doch er hielt sie fest, und als sie sich losreißen wollte, verlor er das Gleichgewicht und zog sie mit sich zu Boden.

„Au!“ Kate wollte aufstehen, aber Jake hielt sie fest und rollte sich auf sie.

„Hör mir zu“, bat er. „Du hast Recht, wir müssen uns unterhalten. Es tut mir Leid.“

„Nicht genug.“ Kate wollte ihn von sich stoßen, schaffte es jedoch nicht.

Jake spürte ihren warmen, verführerischen Körper unter sich. Himmel, wie sollte ein Mann in dieser Lage klar denken? Unwillkürlich glitt seine Hand zu ihrer einen Brust.

Die Berührung ließ Kate erzittern, und erbost fuhr sie ihn an: „Was soll das? Du entschuldigst dich und machst dich gleichzeitig an mich ran?“

„Das war nur ein Reflex.“ Jake sah ihr in die Augen und merkte genau, dass ihre Empörung nur vorgetäuscht war.

„Ich kann es nicht glauben.“ Kate konnte es wirklich nicht fassen, dass sie es nicht einmal schaffte, ihm böse zu sein. Entschlossen stieß sie ihn von sich fort, doch er packte ihre Handgelenke, sodass sie nicht aufstehen konnte. „Das ist ja eine tolle Entschuldigung“, beschwerte sie sich.“

„Du bist gar nicht wütend.“ Langsam fuhr er mit der Zunge ihren Hals entlang.

„Lass mich los, du wiegst ja eine Tonne.“

„Das hat dich noch nie gestört.“

„Da war ich auch erregt“, erwiderte sie, während er zärtlich an ihrem Ohrläppchen knabberte.

„Daran arbeite ich ja gerade“, erklärte er.

Abgelenkt wie er war, gelang es Kate endlich, sich aus seinen Armen zu befreien. Schnell stand sie auf, bevor er sie wieder erwischen konnte.

„Geht es dir jetzt besser?“

„Ja.“ Sie strich sich die Bluse glatt. „Und jetzt muss ich zur Arbeit.“

„Du hast einen schlechten Charakter.“ Jake setzte sich auf. „Sei froh, dass du so einen wunderbaren Körper besitzt.“

„Treib es nicht zu weit“, warnte Kate ihn und ging zur Tür.

Er holte sie ein und war mit einem Mal ernst. „Ich hole dich nachher ab und bringe dich zu Nancy. Und obwohl es mich Überwindung kostet, können wir miteinander reden, wenn du mit der Arbeit fertig bist.“

Kate biss sich auf die Unterlippe. „In Ordnung“, sagte sie. „Tut mir Leid, dass ich so ausgerastet bin, aber mir fällt es auch nicht leicht, über meine Abreise nachzudenken.“ Aufseufzend lehnte sie sich an ihn.

„Dann können wir uns ja jetzt versöhnen“, schlug Jake vor.

Lachend schob sie ihn von sich. „Später.“ Als sie die Tür öffnete und durch die Halle ging, wusste sie nur eines ganz genau. Sie wollte, dass Jake bei ihr blieb. Mit einem Blick über die Schulter stellte sie fest, dass er sie beobachtete, und sie betonte den Hüftschwung beim Gehen etwas mehr als nötig.

Das tut sie nur für mich, dachte Jake stolz.

Als Jake und Kate in die Bar kamen, winkte Nancy sie zu sich heran. „Ihr habt gerade eine unschöne Szene verpasst“, sagte sie.

„Was ist denn geschehen?“ fragte Kate nach.

„Valerie tauchte hier mit Donald Prescott auf, um Will unter Druck zu setzen.“ Nancy wies mit dem Kopf zu einem Tisch, an dem Will saß. „Er hat sie eiskalt abblitzen lassen und ihr rundheraus erklärt, sie habe seinen Segen, wenn sie gehen wolle. Darauf hat Valerie sich ziemlich aufgeregt, weil sie meinte, dass sie nach drei Jahren Beziehung mehr verdient habe als ein kurzes ‚Mach’s gut’.“

„Geschieht ihr recht“, stellte Jake fest.

„Nein!“ widersprach Kate aufgebracht. „Egal, was sie vorhatte, sie hatte eine Beziehung mit Will. Er kann dann doch nicht so tun, als habe ihm das alles nichts bedeutet.“

„Da gebe ich ihr recht“, stimmte Nancy zu. „Auch wenn ich Valerie nicht mag, so tat sie mir vorhin sehr Leid.“

„Sprecht euch ruhig weiter über mein Privatleben aus“, warf Will ein, der dazu gekommen war.

„Du solltest dich schämen, jemanden, der so lange mit dir zusammen war, dermaßen zu verletzen“, fuhr Kate ihn an.

„Ja, mittlerweile tut es mir auch Leid, obwohl ich nicht sicher bin, ob man Valerie verletzen kann“, erwiderte Will.

„Dir braucht überhaupt nichts Leid zu tun“, widersprach Jake und funkelte Kate zornig an. „Was geht uns das denn an?“

„Na, wenigstens streitet ihr beide euch“, bemerkte Will und lächelte gezwungen. „Das haben Valerie und ich nie getan.“

„Darauf kann ich verzichten.“ Jake stand auf. „Ich muss hier raus.“ Damit verschwand er aus der Bar.

„Ich werde ihm nachgehen“, sagte Will. ‚Außerdem werde ich mich bei Valerie entschuldigen. Aber das heißt nicht, dass ich wieder mit ihr zusammen sein will.“ Kopfschüttelnd folgte er seinem Bruder hinterher.

„Was ist denn mit Jake los?“ erkundigte Nancy sich. „So gereizt habe ich ihn noch nie erlebt.“

„Ich fahre übermorgen, und wir müssen noch besprechen, wie es in Zukunft mit uns weitergehen soll. Das macht ihm ziemlich zu schaffen.“

„So bald schon?“ Nancy sah sie unglücklich an. „Wann kommst du denn wieder?“

Kate seufzte auf. „So wie Jake sich aufführt, wohl nie mehr.“ Sie blickte auf, als Jake wieder hereinkam, aber ohne einen Blick zu ihr zum Billardtisch ging.

„Auch wenn er sich so dumm aufführt, so bedeutet das doch nicht, dass du deshalb gleich mit ihm Schluss machen musst“, sagte Nancy. „Oder gibst du auf?“

Kate blickte nachdenklich auf Jakes Rücken. „Nein“, antwortete sie leise. „Das werde ich bestimmt nicht.“

Um zehn Uhr fuhr Jake Kate schweigend nach Hause.

„Komm mit mir zum See“, schlug sie vor.

„Ich bin müde.“

„Nein, das bist du nicht.“ Kate spürte, wie sie sich schon wieder aufregte. „Du bist wütend auf mich, weil ich für Valerie Partei ergriffen habe. Komm mit mir zum See.“

„Nein.“ Er küsste sie auf die Wange. „Gute Nacht.“

„Na gut.“ Sie schlug die Tür zu. „Aber ich gehe. Und wenn du morgen meine Leiche aus dem Wasser ziehst, hast du dir das ganz allein zuzuschreiben.“ Entschlossen ging sie los, und kurz darauf hörte sie, dass er ihr folgte.

Rasch streifte sie die Schuhe ab und setzte auch den Hut ab. Dann schob sie das Boot ins Wasser und stieg ein. Jake hielt das Boot fest, als sie gerade nach den Rudern griff.

„Wo fährst du hin?“

„Zu den Weiden. Ich will sie bei Nacht sehen.“

„Lass mich rudem, sonst brauchen wir Stunden.“ Als sie bei den Weiden ankamen, hörte Jake mit dem Rudern auf, ohne das Boot festzubinden. „Wie lange müssen wir jetzt hier bleiben?“

„Nicht lange.“ Kate zog die Weste aus. „Wenn ich ein Mann wäre, würde ich offen sagen: ‚Jake, du bist ein Mistkerl, weil ich weder wie Valerie noch wie Tiffany bin und du kein Recht hast, so zu tun, als würde ich mich so wie sie verhalten.’ “ Mit einer fließenden Bewegung zog sie das T-Shirt aus, und das Boot schwankte leicht.

„Hör auf damit“, bat Jake und wollte nach ihr greifen, doch dadurch wurde das Schaukeln nur noch stärker.

„Außerdem willst du nicht zugeben, dass Will Valerie nicht fair behandelt hat. Dazu bist du zu feige. Das alles würde ich als Mann sagen, aber als Frau kann ich natürlich auf andere Methoden zurückgreifen, um dich zu beeinflussen.“

Sie streifte den Rock ab, und im Mondlicht schimmerte ihr langes Haar silbrig. Jake hatte fast schon vergessen, dass er wütend auf sie war.

„Kate“, begann er. „Es wird nicht klappen, weil ich nicht in Stimmung bin.“

Statt ihm zu antworten, räkelte sie sich nur verführerisch in ihrer schwarzen Seidenunterwäsche. „Wir Frauen bekommen immer unseren Willen.“ Sie wollte gerade den BH aufhaken, als sie innehielt. „Aber vielleicht möchtest du nicht überzeugt werden. Dann sollten wir lieber wieder zum Ufer rudem.“

Jake zog sie zu sich hinunter, und das Boot schaukelte gefährlich von einer Seite zur anderen. „Ich habe mich schon gefragt, wie du mich umbringen wirst“, sagte er, während sie ihm fordernd das Hemd aufknöpfte. „Die anderen Typen sind Abhänge hinuntergestürzt oder vom Pferd getreten worden. Mich jedoch willst du mit Sex außer Gefecht setzen.“

Wortlos streifte sie ihm die Jeans samt Slip ab, und Jake legte begehrlich die Hände auf ihre Hüften. „Woher hast du nur diese traumhaften Dessous? So etwas gibt es nicht in ‚Toby’s Corners’.“

Sie küsste ihn auf die Brust, und er öffnete ihr den BH. Behutsam strich er über die rosa Knospen.

Leise lachend wich Kate ein wenig zurück und glitt mit der Zunge über seine Brust, dann über seinen Bauch und noch weiter hinunter.

„Kate!“ stöhnte er auf, als sie ihn mit den Lippen liebkoste. Keuchend krallte er sich in ihrem Haar fest, während sie ihr Spiel fortsetzte.

Ein paar Minuten später zog er sie aufstöhnend hoch. „Oh Kate“, stieß er atemlos hervor.

„Immer noch Beschwerden über meine Überzeugungsmethoden?“ flüsterte sie.

„Nein.“ Er zog ihr den Slip von den Hüften und streichelte sie so zärtlich, dass sie laut seufzte. Lustvoll spreizte sie die Beine und senkte sich langsam auf ihn herab, bis er leise aufschreiend in sie eindrang. Jake stützte sie seitlich mit den Händen, und das Schwanken des Bootes verschmolz mit dem Rhythmus ihres Liebesspieles.

„Du schimmerst so silbern wie das Mondlicht.“ Beinahe andächtig strich er mit beiden Händen über ihre heiße warme Haut. „So werde ich dich immer in Erinnerung behalten. Du bist mir ins Gedächtnis gebrannt.“

Kate blickte ihn an, und eine Welle der Leidenschaft und Liebe überschwemmte sie. Ich werde ihn bis zu meinem letzten Atemzug lieben, dachte sie. Wem will ich eigentlich etwas vormachen? Was zählt denn außer ihm?

„Komm, legt dich auf mich.“ Er wollte sie zu sich herabziehen. „Sonst verlierst du noch die Kontrolle über dich und bringst das Boot zum Kentern.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin noch nicht soweit.“

Er bewegte die Hüften, und Kate schrie auf, als sie augenblicklich einen atemberaubenden Höhepunkt erlebte. Jake fing sie auf, als sie erbebend zusammenbrach, und er hielt sie, während sie immer wieder seinen Namen flüsterte. Schließlich lag sie regungslos da.

Zusammen mit ihr rollte Jake sich herum und begann erneut, langsam in sie einzudringen. Er sah, wie ihre Lust wieder erwachte und Kate seine Bewegungen immer verlangender erwiderte. Sie hatte den Eindruck, als sei er ein Teil ihres Körpers und als müsse sie ertrinken im Strudel ihrer Empfindungen. Sie bewegte die Hüften, um die süße Anspannung zu lindern, doch das steigerte nur ihre Begierde. Jake bewegte sich immer leidenschaftlicher, bis sie nur noch hemmungslos stöhnen konnte.

„Halt dich nicht zurück“, stieß sie hervor, doch er hörte sie nicht mehr. Sie bog sich ihm im Moment ihrer Erfüllung entgegen, und Jake bewegte sich ein letztes Mal tief in ihr, ehe er sich keuchend und erschauernd an sie presste.

„So etwas habe ich noch niemals vorher erlebt“, flüsterte sie. „Du bist einzigartig.“

Sanft küsste er sie. „Du bist ein Wunder.“ Er fuhr mit der Zungenspitze über ihre Lippen. „Du wirst mich umbringen, aber trotzdem bist du ein Wunder.“

Kate lachte leise und fühlte sich zu Tode erschöpft.

„Sag meiner Mutter, dass ich in meiner letzten Minute an sie gedacht habe“, raunte Jake ihr zu und küsste ihr Haar. Er hielt die Augen geschlossen, um Kates Duft in sich aufnehmen zu können.

„Du hast gerade an deine Mutter gedacht?“

„Na ja, du brauchst ihr ja nicht zu verraten, woran ich gestorben bin.“

„Du stirbst schon nicht, Jake.“ Kate hob den Kopf und stellte fest, dass sie nicht mehr unter den Weiden waren. Jake hatte das Boot nicht festgebunden, und sie trieben mitten auf dem See.

„Wie romantisch“, bemerkte sie entzückt. „Sieh dir den Mond an.“ Doch dann merkte sie, dass da etwas nicht stimmte. „Jake, ist die Pfütze im Boot nicht größer als sonst? Ich bin überall nass.“ Er reagierte kaum.

„Jake! Das Boot hat ein Leck.“

„Was?“ Er fuhr mit der Hand zwischen zwei Kissen, auf denen sie gelegen hatte. Das Boot füllte sich tatsächlich mit Wasser. „Ich habe vorhin ein leises Krachen gehört und dachte schon, es sei mein Rückgrat. Aber zum Glück war es nur das Boot.“

„Nur das Boot?“ Kate zog sich das T-Shirt über den Kopf.

„Ich habe mich geirrt.“ Er lehnte sich erschöpft und glücklich in die Kissen. „Du bringst mich nicht mit Sex um. Du wirst mich ertränken.“

„Jake, das Boot sinkt.“

Im Mondlicht sah sie bezaubernd aus, und er lächelte sie an. „Habe ich dir schon gesagt, wie schön ich es fand?“

Sie zog ihn am Hemd und schüttelte ihn. „Jake!“

„Was soll ich tun? Choräle singen?“

„Sei doch einmal ernst.“ Trotzdem musste sie lachen. „Wo ist meine Unterwäsche? Die ist ein Vermögen wert.“

Das Wasser stand jetzt einige Zentimeter hoch und stieg schneller. Jake fischte nach ihren Sachen und reichte ihr den Slip und den BH.

„Hier. Ich weiß nicht, wo dein Rock ist.“

„In dem kann ich sowieso nicht schwimmen.“ Kate griff nach der Weste. „Himmel, wir gehen tatsächlich unter.“

Er nahm seine Hose. „Es war ein gutes altes Boot. Ich werde es vermissen.“

„Du wirst mit ihm ertrinken, wenn wir nicht von hier verschwinden.“ Kate rollte sich über die Bordwand ins Wasser.

„Ich habe deinen Rock.“ Jake folgte ihr, in der einen Hand hielt er seine Hose, seinen Hut und ihren Rock.

Ich liebe einen Verrückten, dachte Kate. Und wie.

Als sie das Ufer erreichten, war das Boot verschwunden. Kate hatte den Eindruck, als sei das symbolisch für ihre Beziehung. Der Abend in der Bar war nicht besonders angenehm gewesen, und sie hatten immer noch nicht über ihre Zukunft gesprochen.

Vielleicht hatten sie keine Zukunft.

Sie sah zu Jake, der auf die Stelle blickte, an der das Boot gesunken war. In diesem Moment wollte sie auch nicht über die Zukunft reden. Sie wusste, dass es feige war, aber sie hatte noch eine lange, heiße Nacht vor sich, bevor sie sich der Wirklichkeit stellen musste.

„Das Boot hat seinen Zweck erfüllt“, erklärte Jake theatralisch und umarmte Kate. „Lass uns gehen, bevor uns jemand hier draußen in Unterwäsche erwischt.“

Als Jake am nächsten Morgen erwachte, lag Kate nicht mehr neben ihm. Rasch zog er seine Jeans an und ging zum See, wo sie am Ufer saß und auf das grünliche Wasser hinausblickte.

„Allmählich macht mir deine Liebe zum Wasser Angst“, bemerkte er. „Soll ich ein Aquarium im Schlafzimmer aufstellen?“

Kate wandte den Kopf und blickte ihn an. „Ich nehme gerade Abschied.“

Eine Weile sah er sie nur schweigend an. „Ich weiß“, sagte er und setzte sich neben sie auf die Steine.

„Und ich schätze, du kommst nicht mit mir mit.“ Kate bemühte sich, nicht zu schwermütig zu klingen.

„Nein.“

Sie schluckte. „Ich bleibe hier, wenn du es willst.“

„Und was willst du dann tun?“ Jake sah sie an. „Selbst wenn du für jedes Geschäft in ‚Toby’s Corners’ die Unternehmensberaterin spielst, bist du in einer Woche fertig.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe begriffen, wie viel Spaß dir dein richtiger Beruf macht, und obwohl es mir schwer fällt, das einzugestehen, gibt es hier für dich nichts zu tun.“

„Und was ist mit dir? Vielleicht reicht es mir, bei dir zu sein.“

„Immerhin hättest du den ganzen Tag lang nichts zu tun“, gab Jake zu bedenken.

„Aber die Nächte wäre ich bei dir“, erwiderte sie.

„Ja.“ Jake blinzelte in. die Sonne. „Sex allein reicht nicht aus, auch wenn er noch so großartig ist.“ Er hob einen Stein auf und ließ ihn über das Wasser hüpfen.

„Wie bitte?“ Kate sah Jake verwundert an. „Über das rein Körperliche sind wir doch hinaus, oder betrachtest du mich etwa als deinen diesjährigen Sommerflirt?

„Natürlich nicht, aber ich finde, es ist zu früh, um eine Karriere aufzugeben …“

„Oder um eine anzufangen“, fuhr sie ihn an. Mit einemmal war sie furchtbar wütend.

„Was sagst du?“

„Ist es nach fünf Jahren nicht für dich Zeit, wieder am Spiel teilzunehmen?“

„Das will ich nicht. Ich möchte hier bleiben und …“

„Vergiss nicht, du hast kein Boot mehr.“ Sei ruhig, ermahnte sie sich. Kein Grund zur Aufregung. „Ist zwischen uns genauso wenig wie zwischen Will und Valerie?“

„Nein“, widersprach Jake. „Ich liebe dich.“ Er schluckte. „Glaube ich.“ Wieder zögerte er. „Also, ich weiß nicht …“ Hilflos suchte er nach Worten.

„Verstehe.“ Kate biss die Zähne zusammen. „Du willst nicht arbeiten, zu etwas gedrängt werden oder heiraten. Du hast überhaupt keine Pläne für die Zukunft.“

„Sieh mal.“ Allmählich wurde auch Jake ärgerlich. „Das habe ich auch nie behauptet. Seien wir doch ehrlich, Kate. Was willst du?“

„Eine Karriere und einen Ehemann. Nein“, sie schüttelte den Kopf. „Ich will eine Karriere und dich als meinen Ehemann.“

„Das klappt nicht“, entgegnete Jake. „Ich gehe nicht in die Stadt zurück, und ich werde mir auch keine Arbeit suchen. Und du wirst hier nicht genug Arbeit finden, um glücklich zu sein.“

„Jake“, sagte sie nach kurzem Nachdenken, „deine Liebe fürs einfache Leben auf dem Land ist doch nur ein Vorwand. In Wirklichkeit weißt du bloß, was du alles nicht willst und hast Angst, dir einzugestehen, was du willst.“

„Na, so toll läuft dein Leben schließlich auch nicht.“

„Ich bemühe mich wenigstens und laufe nicht davon.“ Sie stand auf. „Ich bin so wütend auf dich, ich könnte dich umbringen. Und gleichzeitig liebe ich dich so sehr, dass ich es kaum aushalte.“ Sie brachte vor Enttäuschung kaum noch ein Wort heraus. „Du könntest in die Stadt kommen und arbeiten. Wir beide könnten uns irgendwie einigen, wenn du nur wolltest. Ich platze vor Wut bei dem Gedanken …“ Sie biss die Zähne aufeinander, um nicht loszuschreien.

„Wieso warten wir nicht, bis du dich beruhigt hast“, meinte Jake, und Kate schrie los.

„Was um Himmels willen …“ Jake sprang auf und wollte nach ihr greifen, aber sie wich zurück.

„Sprich nie wieder zu mir wie zu einem Kind“, fauchte sie ihn an.

„Aber du führst dich so auf. Was erwartest du denn von mir?“

„Dass du mir antwortest“, entgegnete sie. „Du sollst mir sagen, was du fühlst, du sollst dich aufregen, aber nicht dasitzen wie ein weiser abgeklärter alter Mann, der alles weiß.“

„Ich weiß zwar viel, aber alles wirklich nicht.“ Jake lächelte besänftigend.

„Das funktioniert nicht.“ Kate trat noch einen Schritt zurück. „Ich spiele keine Wortspielchen mehr mit dir. Jake, es gibt auch noch ein wirkliches Leben. Du weißt nicht einmal genau, wer du bist. Oder was du werden willst, wenn du erwachsen bist. Und dafür wird es allmählich Zeit.“

Jake konnte sich kaum noch beherrschen. „Weißt du, an wen du mich jetzt erinnerst?“

„Lass mich raten“, erwiderte Kate. „ An Tiffany und Valerie. Tja, nicht jede Frau klopft dir begeistert auf die Schulter, weil du deinen Verstand und deine Ausbildung vergeudest, indem du auf einen See starrst. Nicht jede Frau findet es toll, dass du hier bald Wurzeln schlägst. Weißt du eigentlich, wieso du mich und diese beiden anderen Frauen so hasst, Jake?“

„Weil ihr verrückt seid nach Macht und euch in den Kopf gesetzt habt, dass jeder Mann nach eurer Pfeife tanzt“, versetzte Jake schroff.

„Nein“, erwiderte Kate gleichmütig. „Weil du weißt, dass wir Recht haben.“ Sie wandte sich ab und ging in ihr Apartment.

„Kompletter Schwachsinn!“ schrie er ihr hinterher, als er sich von der Überraschung erholt hatte, aber da war Kate schon verschwunden.

Jake ließ seinen Zorn an Hecken und Büschen aus, die er beschneiden musste. Er wusste, dass Kate im Unrecht war, aber er hasste es, mit ihr zu streiten. Wieso konnte sie nicht einfach nett zu ihm sein? Warum musste alles immer so kompliziert werden? Schließlich hielt er es nicht mehr aus und ging zu ihrem Apartment. Sie klappte gerade die Kofferhaube des Autos zu und hatte dasselbe Seidenkostüm an wie am Tag ihrer Ankunft. Das Haar hatte sie ordentlich hoch gesteckt.

„Kate?“

Sie lächelte ihn etwas zu herzlich an. „Ich fahre jetzt schon. So komme ich nicht in den Rückreiseverkehr.“

Jake verspürte plötzlich einen Knoten im Magen und trat einen Schritt näher. „Kate, hör zu, ich …“

„Nein.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Diese Dinge … die ich heute Nachmittag gesagt habe …“ Sie runzelte die Stirn und suchte nach Worten. „Das geht mich alles nichts an. Es tut mir Leid. Du warst glücklich, bevor ich aufgetaucht bin, also wirst du auch glücklich sein, wenn ich erst wieder weg bin.“ Sie hob lächelnd die Schultern. „Deshalb gehe ich.“

„Oh“, sagte Jake. „Das willst du also?“

„Nein“, erwiderte sie. „Aber so sieht es eben aus.“ Sie atmete tief durch. „Vielleicht hast du Recht. Das Ganze ging viel zu schnell, und wenn es nur körperlich ist …“ Sie schluckte. „Es tut mir einfach zu sehr weh, noch länger hier zu bleiben. Es wird für uns beide einfacher, wenn ich jetzt verschwinde.“

Jake stand hilflos da. Ihm fiel keine Erwiderung ein. Und schließlich küsste Kate ihn auf die Wange, stieg ins Auto und fuhr los.

Es ist besser so, dachte er. Andererseits …





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